Was ist Bisexualität?

Bisexualität ist die dritte große sexuelle Orientierung neben Heterosexualität und Homosexualität. Bisexuell zu sein, bedeutet, eine unmittelbare sexuelle, emotionale und romantische Attraktion durch die Merkmale beider Geschlechter zu verspüren. Bisexuelle erleben also die körperlichen Merkmale von Frauen und von Männern als sexuell anziehend, sind daher durch Personen beiderlei Geschlechts erotisch ansprechbar und können ebenfalls eine emotionale und romantische Hinziehung zu Personen beiderlei Geschlechtes erleben. Entsprechend können Bisexuelel auch partnerschaftliche Beziehungen mit Personen beiden Geschlechts führen.

 

Die Häufigkeit der Bisexualität ist letztlich nach wie vor nicht völlig geklärt. Während aber in früheren Berichten teilweise sehr hohe Prozenzahlen angegeben wurden, weisen neuere Zahlen darauf hin, dass ein Anteil der Gesamtbevölkerung von 1 bis < 3% sich als bisexuell versteht. Der Anteil Bisexueller an der erwachsenen Gesamtbevölkerung ist damit als ganz erheblich geringer einzustufen als der Anteil der Heterosexuellen und wohl auch als etwas geringer als der Anteil der Homosexuellen.

 

Zu unterscheiden ist die bisexuelle Orientierung von dem neueren Konstrukt der Pansexualität. In einer weiten Defintion von Pansexualität bezieht sich pansexuell auf eine gesellschaftliche und individuelle Akzeptanz aller Formen von sexueller Orientierung, soweit diese auf gegenseitiger Freiweilligkeit und Zustimmungsfähigkeit beruhen. In einem engeren Sinne bedeutet eine pansexuelle Orientierung die Überwindung der geschlechtlichen Einbettung von Sexualität und Partnerschaft, wobei sich das sexuelle und partnerschaftliche Begehren nicht auf geschlechtliche Merkmale, sondern auf den Menschen an sich bezieht, unabhäng davon, ob es sich um einen Mann, eine Frau, eine Transgender Frau oder einen Transgender Mann oder einen Zwitter (Insexualität) handelt. Im Gegensatz zu so einer pansexuellen Orientierung erlebt der bisexuelle Mensch demgegenüber die geschlechtlichen Merkmale von Mann und Frau als sexuell interessant, überwindet insofern nicht die Geschlechtlichkeit, sondern erlebt sein sexuelles und auch partnerschaftliches Begehren als an die Geschlechtlichkeit gekoppelt.

 

Innerhalb der Bisexualität ergeben sich vielfältige mögliche Ausdrucksformen von Sexualität und Bindung:

 

So kann Bisexualität die Form eines "entweder oder" einnehmens, wo sexuelle und partnerschaftliche Beziehungen entweder mit einem Mann oder mit einer Frau geführt werden. Ebenso möglich ist jedoch ein "sowohl als auch", wo Sexualität und/oder Partnerschaft sowohl mit dem männlichen Geschlecht als auch mit dem weiblichen Geschlecht stattfinden. Weiterhin ist zwischen Sexualität und Partnerschaft zu differenzieren. Partnerschaft mag exklusiv an eine Person gebunden sein, während zusätzlich durchaus sexuelle Kontakte zu Personen des anderen Geschlechtes stattfinden können. Ebenfalls können aber Partnerschaften aus mehr als 2 Personen entstehen, wo typischerweise in Dreier- oder Viererkonstallationen mindestens eine der beteiligten Personen sexuelle und partnerschaftliche Kontakte zu mindestens zwei weiteren Beziehungspartnern unterschiedlichen Geschlechts pflegt. In einer Konstellation mit mindestens vier Personen sind ebenfalls komplett symmetrische bisexuelle Beziehungen möglich, wo alle Beziehungspartner sowohl sexuell-partnerschaftliche Kontakte zum männlichen als auch zum weiblichen Geschlecht aufweisen.

 

Bisexualität kann offen gelebt werden, ebenso gibt es aber viele Bisexuelle, die ihre Bisexualität zwar leben, sie aber vor ihrem direktem Umfeld und entsprechend selbst vor ihren Partnern oder Partnerinnen geheim halten und so in gewisser Weise ein Doppelleben pflegen. Andere Bisexuelle leben im Sinne des "entweder oder" eine tatsächlich von anderen hetero- oder homosexuellen Beziehungen nicht unterscheidbare Form von Sexualität und Partnerschaft, die eine Form des Verzichtes sein mag, aber auch nicht als Verzicht erlebt werden muss, wenn lediglich eine grundsätzliche Ansprechbarkeit, nicht aber ein Bedürfnis erlebet wird, auch zusätzlich zur aktuell gelebten Sexualität und/oder Partnerschaft ebenfalls mit Personen des anderen Geschlechtes sexuell oder partnerschaftliche zu kommunizieren.

 

Zu vermuten, aber nicht hinreichend untersucht ist, dass die Wahl einiger bisexueller Männer oder Frauen einer rein hetero- oder homosexuellen Lebensweise auch zusammenhängt mit dem gesellschaftlichen Umfeld, welches aktuell in den demokratischen und nicht mehr durch Religionen dominierten Ländern dabei ist, Diskriminierungen Homosexueller abzubauen, nach wie vor aber keinen offiziellen Platz für gelebte bisexuelle Sexualitäts- und Beziehungsformen sieht.